Im Leben muss man sich ja immer irgendwie entscheiden und auch bei mir gibt es diese Momente, klar. Psychologisch würde ich das als Appetenz-Konflikt bezeichnen und auch wünschte mir oft, mein Tag hätte deutlich mehr als 24 Stunden.
Ich hab mein Leben aber immer sehr bewusst so aufgebaut, dass es auf vielen verschiedenen Säulen liegt. Wenn’s dann halt auf der einen Säule mal nicht so läuft, dann gibt es da eben immer noch die anderen Säulen, auf die man sich dann stützen kann. Das sollte natürlich nicht zur grundsätzlichen Ausweichtaktik werden und auch ich bin der Überzeugung, dass man sich im Leben immer mal durch die eine oder andere unangenehme Situation durchkämpfen muss, um eine gewisse Balance zu wahren. Aber im Kern, war immer meine Grundeinstellung, dass ich immer eine Alternative habe, über die ich mich freuen und woraus ich Erfüllung für mich gewinnen kann, statt mit der Stagnation oder Enttäuschung zu hadern.
Was würdest Du Menschen gerne mitgeben, die mit dem Laufen anfangen wollen, aber oft Probleme haben, sich regelmäßig Zeit dafür zu nehmen bzw. aufzuraffen?
Also mein absolute Empfehlung für alle, die nicht im Home Office arbeiten, wäre den Arbeitsweg zu nutzen. Es erfordert eine gewisse initiative logistische Umstellung, die aber, wenn einmal eingerichtet, unumstößlich funktioniert, da man einfach jeden Tag wieder zur Arbeit kommen muss. Irgendwann denkt man da garnicht mehr lange drüber nach. Man kann situativ sowohl Hin- als auch Rückweg laufend gestalten und verliert effektiv keine Zeit.
Allen Menschen, die im Home Office arbeiten, würde ich empfehlen, nach einem ähnlichen Mechanismus zu suchen. Laufen einfach an ein fixes und regelmäßiges Event knüpfen. Das kann eine fixe Mittagspause sein, die man mit Laufen füllt oder vielleicht sogar ein Meeting, was man mit anderen zusammen aktiv gestaltet.
Unter dem Aspekt der Motivation wird es hier etwas komplizierter, denn eine Mittagspause ist schnell verschoben, ein Meeting schnell doch am Schreibtisch gemacht. Da kann ich nur sagen, dass es extrem stark sein kann, andere Lauf Buddies oder Gleichgesinnte zu finden, mit denen man diese Verabredungen verpflichtend eingeht. Wenn dann noch effektives Training dazu kommt, also die Frage geklärt ist, was an Tag x genau das richtige Training wäre, ist die Hürde, sich aufzuraffen und laufen zu gehen, nur noch sehr klein.